Wichteilzeit in der Grundschule

Ob in diesem Jahr Wichtel in die Grundschule einziehen würden? Das fragten sich viele Kinder. Deshalb stellte die Fuchsklasse einen „Wichtelrufer“ ans Fenster und hoffte, dass irgendein Wichtel das Licht der Laterne sehen würde.
Und tatsächlich: Nach einigen Tagen hing ein winzig kleiner Brief an der Wichtellampe, den man nur mit einer Lupe lesen konnte:
Liebe Fuchsklasse,
ich habe euren Wichtelrufer gesehen und würde gerne bei euch einziehen. Natürlich nur, wenn ihr das möchtet. Ich freue mich darauf, die Weihnachtszeit mit euch zu verbringen. Tagsüber bin ich hinter meiner magischen Wichteltür, die ihr NIEMALS öffnen dürft. Ich verliere sonst all meine magischen Wichtelkräfte!
Nachts, wenn alle Kinder schlafen, erledige ich meine Aufgaben, backe Plätzchen und schreibe euch Briefe. Daher können wir uns leider nie sehen, aber ihr könnt mir Briefe schreiben oder Bilder malen. Darüber würde ich mich sehr freuen. Genauso wie über Plätzchen, denn die esse ich am liebsten.
Wie ich heiße? Das verrate ich euch morgen.
Aufgeregte Grüße, euer Weihnachtswichtel
Von da an warteten die Kinder gespannt, was passieren würde. Eines Morgens entdeckten sie an der Wand eine Wichtelbaustelle und sie ahnten, wo bald die Wichteltüre entstehen würde.
Endlich war es soweit: Die Baustelle war fast komplett abgebaut und winzige Umzugskisten mit Porzellan, einem Schlafsack und winzigen Büchern standen bereit. Wenige Tage später bejubelten die Kinder die rote Wichteltüre an der Wand und die eindeutigen Zeichen dafür, dass ihr Wichtel, der übrigens Tomte hieß, eingezogen war.
Auch in anderen Klassen der Grundschule waren Wichtel eingezogen, so dass die Vorweihnachtszeit sehr aufregend zu werden versprach.
Der erste Blick der „Füchse“ ging von nun an jeden Morgen zuerst unter den Tischen hindurch zur gegenüber liegenden Wand, wo sich die Wichtelwohnung befand – und jeden Tag gab es etwas zu bewundern, zu lachen, zu schmecken, zu staunen oder zu lesen.
So backte der Wichtel mit seinen Wichtelfreunden winzige Plätzchen für die Kinder, verzauberte kleine Schokolinsen in große Schokotaler oder schrumpfte die Bilder der Kinder in Wichtelgröße. Am meisten lachten die Kinder über Tomtes Streiche. Aus Langeweile erschuf er sich Freunde aus Bananen, Äpfeln und Birnen, indem er ihnen Augen aufklebte oder er übte das Einpacken von Geschenken indem er die Klasse in Klopapier einwickelte. Sogar einen Schneemann baute er aus Klopapierrrollen.
Wenn die Kinder besonders leise arbeiteten und Tomte ungestört schlafen konnte, hörte man manchmal sogar ein leises Schnarchen hinter der Wand.
Jeden Tag fanden die Kinder einen Brief im Postkasten neben der Wichteltüre. Einmal waren mehrere weiße Briefbögen im Umschlag und erst ein ganz besonderer Stift mit Lampe konnte die Geheimschrift sichtbar machen.
Gegen Ende der Adventszeit schien Tomte immer mehr Heimweh zu bekommen. Sogar seine Tiere aus den Wäldern des Nordens besuchten ihn. Die Kinder schrieben für jedes Tier ein Namenskärtchen – wieder ein willkommener Schreibanlass.
Für die selbst gemalten und von Tomte geschrumpften Wichtelfreunde bauten die „Füchse“ kleine Wichtelwohnungen aus Pappschachteln, damit diese darin bequem bis zum nächsten Dezember schlafen konnten – wobei sich einige Kinder lieber nochmal bei ihrer Lehrerin vergewisserten, ob die Wichtel auch ja nicht plötzlich lebendig werden und in ihren Zimmern Blödsinn anstellen würden.
Am letzten Schultag vor den Ferien gab es viele traurige Gesichter: Die Wichteltür war verschwunden und Tomte ausgezogen. Er hinterließ den Erstklässlern aber einen lieben Abschiedsbrief und wichtelige Abschiedsgeschenke.
Vielen Dank für die schöne Zeit mit dir, lieber Tomte